Im Rahmen der Theaterkritik-AG ist nach der Aufführung im Lessingtheater die folgende Rezension entstanden:
Bei dem Solo-Theaterstück „WILD!“ handelt es sich um eine Tragikomödie des Autors Evan Placey, welche aus dem Englischen von Frank Weigand übersetzt wurde. Die Regie führte Markus Fennert, das Bühnenbild gestaltete Carsten Schmidt, um die Kostüme kümmerte sich Laura Nowka und die Dramaturgie übernahm Anna Weyrosta. Die Premiere fand im Oktober des Jahres 2023 in Kiel statt. In Wolfenbüttel wurde das Stück bis April dieses Jahr aufgeführt.
In dem Stück geht es um einen Jungen namens Billy (gespielt von Martin Klemm), welcher im Verlauf des Stücks mit ADHS diagnostiziert wird. Da die Ursache für Billys Verhalten zuvor nicht klar gewesen ist, trifft sein besonderes Benehmen auf Unverständnis. Mit seinem Vater teilt er die Leidenschaft für Bienen. Billy ist fasziniert von den Tieren und stellt zwischen dem Schwirren und seinen Gedanken Parallelen auf. Aufgrund seines Hobbys erhält Billy in der Schule den negativ konnotierten Spitznamen „Billy Biene“. Generell reagieren die Mitmenschen abweisend auf Billys Verhalten, so wird er z.B. von dem Geburtstag eines Mitschülers ausgeschlossen. Auch seine Lehrkräfte zeigen kein Mitgefühl für die besondere Situation, in der Billy steckt.
Innerhalb der Familie findet Billy auch nur wenig Rückhalt, weil alle familiären Dispute auf Billys Krankheit zurückgeführt werden. Als er allerdings nach einem Zwischenfall im Krankenhaus landet, erfährt er mehr Aufmerksamkeit seines Umfeldes.
Zu Beginn der Vorstellung bestand das Bühnenbild aus einem Tisch, einem Stuhl und einer Flipchart. Dies wirkte anfänglich unvollständig, traurig und leer. Zu dieser Atmosphäre trug auch der schwarze Hintergrund bei. Dieser erste Eindruck wurde im Verlauf des Stücks verändert, als der Protagonist das Bühnenbild sukzessiv ergänzt hat. Es kamen hinzu: ein Fahrrad mit diversen Utensilien wie z.B. einem Bienenstock, Bienen (sortiert nach Arten), einem Räuchergerät, ein Paar Handschuhe, einige Gläser, Medikamente (Ritalin), Mäusespeck sowie einige Bälle, die auf die Bühne geworfen wurden.
Die Kleidung wurde schlicht und unauffällig gehalten, was möglicherweise darauf deuten lässt, dass er sein durch die Krankheit geschuldetes auffälliges Verhalten damit kaschieren wollte. Da es sich bei der Inszenierung um ein Solo-Stück handelt, gab es keine weiteren DarstellerInnen. Dennoch gab es weitere Personen, die von dem Darsteller selbst verkörpert/imitiert wurden, z.B. die Lehrerin, die Mutter, der Vater, der Bruder, einzelne Mitschüler, die Ärztin. Diese Imitation wurde mit Hilfe von Requisiten, der Körpersprache, Mimik, Gestik, Sprache und Tonfall dargestellt.
Die Bühne wurde gut ausgeleuchtet und veränderte sich während der Aufführung nicht. Dies traf aber nicht auf die Tontechnik zu, diese wurde auf den Inhalt zugeschnitten. Wichtige emotionale oder einschneidende Erlebnisse wurden mittels eines sehr abrupten Anstieges oder Wechsel des Tons verdeutlicht, so z. B. als Billy realisiert hat, dass sein Vater ihn bewusst zurückgelassen hat.
Der Fokus des Stücks liegt darin, die ZuschauerInnen über die Besonderheiten der Krankheit aufzuklären und zu sensibilisieren, angemessen mit Betroffenen umzugehen.
Das Theater war am 30.04. hauptsächlich von Klassen des 5. und 6. Jahrgangs besucht worden. Dazwischen gab es aber auch kleinere Gruppen von Betroffenen. Zunächst fühlte man sich durch das fehlende Bühnenbild sowie durch den ungewöhnlichen Aufbau des Saals etwas fehl am Platz, dieses Gefühl verschwand jedoch ziemlich schnell mit dem Beginn des Stücks. Aufgrund des kleinen Raums hatte man das Gefühl, direkter in das Geschehene eingebunden zu werden. Trotz des Alters und der Konstellation der Besucher war es während der Aufführung sehr ruhig, was dafürsprach, dass die Zuschauer von dem dargestellten Handeln gebannt waren.
Insgesamt kann die Inszenierung als sehr gelungen bewertet werden. Dies lag unter anderem an der nachvollziehbaren Präsentation der emotionalen Ebene. So wurde z.B. die Diskrepanz zwischen der Eigen- und Fremdwahrnehmung mit dem Hin- und Herspringen des Protagonisten in die Rollen visualisiert. Gestützt wurde das mit dem Anstieg der Stimmlage und der Veränderung der Körperhaltung. Der Umgang mit der Krankheit hatte die notwendige Ernsthaftigkeit, da trotz der unterhaltsamen Elemente, die Probleme sowie die damit verbundene Situation und Ratlosigkeit der Betroffenen deutlich wurde.
Ein Besuch der Inszenierung ist somit klar zu empfehlen, dies erfordert zuvor jedoch eine intensive Auseinandersetzung mit der Thematik. Außerdem ist anzuraten, dass das Theaterstück erst ab einem Alter von 14 Jahren besucht wird, da die Komplexität des Inhaltes sonst unklar bleibt.
Am 6. Juni gingen die Schülerinnen und Schüler unserer Theater-AG in eine Inszenierung des Jugendbuches „Wunder“ im Kleinen Haus Braunschweig. Der DS Kurs unserer Nachbarschule führte dieses Stück auf. Das Kleine Haus war ausverkauft und die Kraniche mit Begeisterung dabei. Es war eine gelungene Umsetzung und am Ende gab es dafür viel Applaus!